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Manfred Lehmann

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 17. Oktober 2001

Jerry Cotton startet mit der 2. Hörbuchstaffel weiter durch. Die Gelegenheit bot sich also, um Manfred Lehmann - die Stimme der Jerry Cotton Hörbücher für ein Interview zu bekommen. Am bekanntesten ist der deutsche Schauspieler aus zahlreichen Bösewicht-Rollen im TV oder als Stamm-Synchronstimme von Bruce Willis und Gérard Depardieu.

HörNews: Hier ist wieder HörNews.de! Mein Name ist Detlef Kurtz und heute führe ich ein Interview mit Manfred Lehmann, die deutsche Stimme von Bruce Willis und die Stimme der „Jerry Cotton“ Hörbücher. Hallo, Herr Lehmann!

Lehmann: Und von Gérard Depardieu und von Kurt Russell, und, und, und. Hallo!

HörNews: Wie lange sind Sie denn schon als Schauspieler tätig?

Lehmann: Ich mache das jetzt seit 30 Jahren, glaube ich. Ich habe die Schule in der 12. Klasse geschmissen und bin über den Beruf des Autokaufmanns zur Schauspielerei gekommen. Ich habe jemanden kennengerlernt, der sagte: „Du musst da mal hin!“. Aber das ging dann natürlich alles nicht so schnell, wie man sich das vorstellt. Das war dann eine Agentur und die sagte: „Als Schauspieler müssen sie erstmal Schauspielunterricht nehmen.". Damals gab es dann Unterricht und eine Prüfung und die habe ich abgelegt. Dann gab es für mich kleinere Synchronrollen, sowas wie den dritten Indianer bei Karl May.

HörNews: Was macht Ihnen denn mehr Spaß? Vor der Kamera stehen oder hinter dem Mikrofon?

Lehmann: Beim Film verdient man mehr, deswegen drehe ich schon lieber. Aber klar macht das Spaß Bruce Willis oder Depardieu zu synchronisieren.

HörNews: Wie sind Sie zu Bruce Willis gekommen?

Lehmann: Bruce Willis machte Mitte der 80er die Serie „Das Model und der Schnüffler“. Dann kam der erste „Stirb langsam“-Film raus und der Regisseur wollte nicht die Stimme aus der Serie haben, weil die sich verkracht hatten. So kam er dann auf mich. Es war nicht abzusehen, dass Bruce Willis noch so viel mehr Filme dreht, das war schließlich sein erster Film.

HörNews: Mögen Sie die Filme alle oder gibt es auch Filme, die sich am liebsten gar nicht sprechen würden?

Lehmann: Ich mag den Typen, aber wir haben natürlich nicht nur gute Sachen gemacht. Aber ich spreche den sehr gerne.

HörNews: Wie gefällt Ihnen die Arbeit an den „Jerry Cotton“ Hörbüchern?

Lehmann: Das ist eine Arbeit wie alle anderen auch. Mal mache ich „Jerry Cotton“ Hörbücher, mal mache ich Synchronisation, mal drehe ich. Das ist okay.

HörNews: Ist aber doch bestimmt ein bisschen schwieriger?

Lehmann: Nein, es ist nicht schwieriger, sondern zeitaufwändiger. Man macht so circa anderthalb Folgen an einem Tag und das reicht dann auch. Das sind immer so vier, fünf Stunden und dann ist man irgendwann geschlaucht, weil man den ganzen Tag allein redet. Es ist höchstens physisch ein bisschen anstrengender.

HörNews: Bei der zweiten Staffel gab es jetzt mehrere Sprecher, aber das wird auch einzeln aufgenommen?

Lehmann: Ja, richtig. Ich habe das noch nicht gehört. Ich hab’s mir auch interessanter vorgestellt. Jetzt gerade ist das halt oft wie ein Dialog mit Mr. Hyde und Phil Decker.

HörNews: Hören Sie selbst auch Hörbücher?

Lehmann: Ne.

HörNews: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Lehmann: Ich habe gar nicht so viel Freizeit. Ich unterhalte mich viel mit meiner Frau. Ansonsten ist meine Tochter gerade schwanger und kriegt eine neue Wohnung, damit hab ich auch viel zu tun.

HörNews: Ihre Tochter spricht auch. Wie kam es dazu?

Lehmann: Das läuft so: Wenn der Aufnahmeleiter erfährt, dass man Kinder hat, wird man gerne mal gefragt, ob man die nicht mal mitbringen kann. So war’s jedenfalls bei mir. Ich habe sie dann gefragt und sie war gleich begeistert davon. Sie steht da total drauf, jedenfalls mehr als ich. Wir haben mal zusammen „Mein Vater, der Held“ mit Gérard Depardieu gesprochen. Sie war im Film meine Tochter und war damals so um die 16. Das hat ihr natürlich total Spaß gemacht, ich habe damals immer ihren Text mitgesprochen. Sie ist da so reingerutscht… Ich als Vater kann ihr natürlich einmal die Chance geben, mitzusprechen. Aber wenn die schlecht ist, machen die das einmal mit ihr und dann nie wieder. Ich kann ja nicht sagen: „Ihr besetzt jetzt meine Tochter, sonst spreche ich nicht mehr bei euch.“. Sie muss schon selbst gut sein und sich durchsetzen.

HörNews: Übersetzen Sie Filme selbst manchmal oder sprechen Sie nur?

Lehmann: Ich führe manchmal auch Regie, aber die Bücher machen Andere. Das Buch bekomme ich immer lippengerecht und übersetzt von den Dialogbuchautoren, die den Film synchron machen. Natürlich kann ich manche Sätze ändern, wenn ich das möchte. Es gibt erst eine Rohübersetzung und aus dieser Rohübersetzung wird dann das Drehbuch gemacht.

HörNews: Was halten Sie vom Medium Hörspiel oder Hörbuch?

Lehmann: Hörspiele werden immer weniger. Hörbücher finde ich okay, aber ehrlich gesagt, ich würde es mir zuhause nicht selbst anhören. Das ist eher was für den Walkman oder fürs Autoradio.

HörNews: Haben Sie denn schonmal in einem Hörspiel mitgesprochen?

Lehmann: Ich habe viele Hörspiele gemacht. Meistens für den WDR, die versteht keiner und die laufen dann um Mitternacht, aber die sind toll – das ist hohe Kunst!

HörNews: Woran arbeiten Sie gerade?

Lehmann: Ich drehe gerade für Die Kumpel in Düsseldorf und Im Namen des Gesetzes. Nächsten Monat ist Küstenwache dran, ich bin also nicht gerade unterbeschäftigt.

HörNews: Würden Sie auch Hörspielrollen annehmen oder sind eher Synchronrollen angesagt?

Lehmann: Hörspielrollen gibt es kaum noch, Synchronisation ist tatsächlich öfter. Es gibt einfach nicht so viele Hörspiele wie früher. Jetzt spreche ich wieder Kurt Russell in Vanilla Sky mit Tom Cruise und Penélope Cruz.

HörNews: Möchten Sie noch irgendetwas sagen zu Ihren Hörern?

Lehmann: Ich wünsche euch noch einen schönen Abend. Bis dann!

Wir bedanken uns bei Florian Fickels (Floff) für die Kontakthilfe! Das Interview wurde im September 2022 von Felix Bartling auf die neue HörNews-Webseite übertragen.