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Irina von Bentheim

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 23. Februar 2004

Irina von Bentheim ist die deutsche Stimme von "Carrie" in SEX AND THE CITY. Passend zur kommenden Veröffentlichung des Hörbuches zur TV-Serie, steht Frau von Bentheim Rede und Antwort in diesem kleinen Interview. Viel Spaß!

HörNews: Erzählen Sie mal ein wenig: Wer ist Irina von Bentheim?

von Bentheim: Ich bin quasi vor und hinter Kamera und Mikrofon groß geworden. Von Wolfgang Liebeneiner entdeckt, stand ich schon als 6jährige neben Werner Hinz, Heinz Erhard oder Peter Alexander vor der Kamera. Seit ich mich in meinem ersten Kinofilm selber synchronisieren mußte, leihe ich auch anderen Schauspielerinnen meine Stimme.
Mich hat nicht nur die Arbeit vor der Kamera interessiert, sondern auch die hinter der Kamera. Als Kamera-Assistentin, Tonfrau und Reporterin arbeitete ich für verschiedene Fernsehsender, bis ich dann meine große Leidenschaft, das Radio, entdeckte. Für Rias2 habe ich vom Fall der Mauer bis zu einem Bungee-Jump mit Mikrofon die schönste Radio-Zeit mit gestaltet und miterlebt.
Der Schauspielerei bin ich immer treu geblieben und mit musikalischen Lesungen um die ganze Welt getourt. Vor Publikum zu lesen ist auch so eine Leidenschaft von mir. Inzwischen lese ich auch immer öfter eigene Texte und kann schon behaupten, daß ich hier in Berlin ein Stammpublikum habe. Nebenbei schreibe ich eigene Bühnenstücke und Drehbücher und wenn meine Zeit es zuläßt, stehe ich, wie letzten Sommer in einer Berliner Posse mit Gesang und Tanz, auf der Bühne.
Privat bin ich eine große Anhängerin des Ayurveda, ernähre mich rein vegetarisch und betreibe Yoga und Meditation, um mich gesund und fit zu halten.

Cover des Hörbuchs zu Sex and the City

HörNews: Sie haben mit "Sex and the City" nun das Hörbuch als Leserin kennengelernt. Wie gefiehl Ihnen die Arbeit? Ist der "Berg" der abgearbeitet wird eine Last, oder eine Herausforderung?

von Bentheim: Schon lange träume ich davon, Hörbücher zu lesen. Hier hat sich mir eine große Herausforderung geboten. Es war eine sehr konzentrierte,sehr anstrengende und ungeheuer erfüllende Arbeit. Es ist schon ein riesiger Unterschied, ob man Texte liest, die zum Lesen oder zum Sprechen geschrieben wurden. Ich bin sehr glücklich darüber, daß wir es geschafft haben ein Produkt zu schaffen, das tatsächlich mit der Fernsehvorgabe mithalten kann.

HörNews: Hören Sie auch Hörbücher?

von Bentheim: Ich liebe es zu lesen, aber ich liebe es auch schon seit Jahren "Am Morgen vorgelesen" im Radio zu hören. Insofern sind Hörbücher, wenn sie mit Liebe gemacht sind(wie die vom Audio-Verlag), was ganz feines. Dafür lass ich gern den Fernseher aus.

HörNews: Was halten Sie persönlich von der Serie ?

von Bentheim: "Sex and the City" ist die einzige Serie, die ich mir wirklich ansehe. Das ist keine Eitelkeit, ich habe schon in unzähligen Serien große Rollen gesprochen, und sehe sie mir deswegen noch lange nicht an. "Sex and the City" ist was ganz spezielles. Mir gefällt der Humor, die intelligente Inszenierung, die absolut auf den Punkt gebracht ist und von der wir uns wirklich nur eine Scheibe abschneiden können.

HörNews: Gibt es etwas in ihren Beruf, was Sie gerne machen würden, aber noch nie machen konnten / durften? (Regie? Hörspiel? Drehbücher?)

von Bentheim: Bisher habe ich soviel vor dem Mikrofon, der Kamera und auf der Bühne gestanden, daß ich noch nicht zum Regie-Führen gekommen bin. Aber das wird eines meiner nächsten Projekte. Es kribbelt mir förmlich in den Fingern.

HörNews: In der Filmbranche steigt die Gage, nach einer guten Rolle. Steigt der Marktwerk einer Synchronstimme auch, wenn eine feste Rolle über Jahre gesprochen wurde?

von Bentheim: Beim Synchron haben wir seit 40 Jahren dieselben Gagen. Dies ist wohl die einzige Branche, bei der sich in der Hinsicht nichts bewegt. Nur haben wir heutzutage das vierfache Pensum. Reich wird man in diesem Beruf nur noch an Erfahrung. Nur mit der Werbung kann man noch Geld verdienen, aber auch von da kommen, seit der Kirch-Pleite, auch nicht mehr viele Aufträge.
Wenn eine Stimme so exponiert ist, hat das übrigens nicht nur Vorteile. Viele Auftraggeber können sich nämlich nicht vorstellen, daß eine Stimme in einer anderen Rolle auch anders klingt, und besetzen einen nicht mehr.

HörNews: Gibt es Kollegen oder Kolleginnen als Vorbild?

von Bentheim: Wenn ich Ihnen Namen wie Marianne Groß, Susanna Bonasevicz, G.G. Hoffmann, Hubertus Bengsch oder Andreas Fröhlich nenne, sagen die Ihnen vielleicht nicht viel. Das sind Synchronstars und die deutschen Stimmen von Cher, Isabella Rosselini, Paul Newman, Richard Gere oder Edward Norton.
Um eine Schauspielerin von der Leinwand zu nennen, die mich immer wieder aufs neue überrascht, da fällt mir Naomi Watts ein, der ich meine Stimme leihe (Mullholland Drive, Grabgeflüster, Der Ring..)

HörNews: In Sachen Mode hat Carrie immer die Nase vorn. Macht Sie das als Stimme nicht manchmal etwas neidisch, nur zusehen zu dürfen?

von Bentheim: Nein, ganz im Gegenteil. Es ist doch wunderbar, daran teilhaben zu dürfen. Welch großes Glück, an so einer brillianten Produktion beteiligt sein zu dürfen (und dafür nicht sein Privatleben aufgeben zu müssen). Wo in Deutschland gibt es schon so eine Chance. Und mal ganz ehrlich: das was da irrsinnig teuer und irrsinnig hip ist, gefällt mir nur äußerst selten.

HörNews: Ein letzes Wort an ihre "StimmenFans" ? :-)

von Bentheim: Das Hörbuch kommt am 25.2. in den Handel. Ich garantiere einen Hörgenuss sowohl für eingefleischte Fans, als auch für "Sex and the City-" Muffel (die es tatsächlich geben soll).
Im Mai/Juni ist das Hörbuch mit einer One-Woman-Performance auf Tour:
Sex and the City - Die Lesung! Die deutsche Stimme der Carrie live on stage! Alle Termine und Orte finden sie bald auf meiner Website irinavonbentheim.de, die in Arbeit ist und auf: ass-concerts.de.

HörNews: Danke für das Interview!

von Bentheim: Ich bedanke mich auch!

Besonderer Dank gilt Barbara Stang vom DAV! Ohne ihre Hilfe wäre dieses Interview nicht möglich gewesen! Das Interview wurde im April 2022 von Felix Bartling auf die neue HörNews-Webseite übertragen.