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 "Point Whitmark" - Der erste Eindruck
von Holger Michel


 
 Der Output an Neuproduktionen im Bereich der Jugendhörspiele tendiert seit langer Zeit gegen Null. 
 Während "Sieben Pfoten für Penny" (Ravensburger) in erster Linie für Mädchen ab 8 Jahren gedacht 
 war, sprechen die "John Sinclair-Hörspiele" von LübbeAudio/WortArt hauptsächlich die älteren 
 Hörspielfans an.

 Lediglich Ravensburgers "Die Knickerbocker-Bande" schlägt sich seit nunmehr bereits zwei Jahren 
 noch tapfer gegen die - im wahrsten Sinne des Wortes omnipräsente Konkurrenz von EUROPA. 
 Das Quickborner Label ruht sich allerdings schon seit Jahren auf seinen Lorbeeren aus, die längst 
 verwelkt sind, was auch kein Wunder ist, denn Dauerbrenner wie "Die drei ???" oder "TKKG" hatten 
 ihre Blütezeit in den Achtzigern, woran auch die eine oder andere gute Folge in den letzten Jahren 
 nichts ändert. Nichtsdestotrotz scheinen die Verkäufe auszureichen, um diese Serien auch nach 
 zwanzig Jahren noch fortführen zu können.

 Gegen diese Dinosaurier tritt nun das relativ junge Label edel kids ("Wer ist das?", "Twipsy") mit 
 der brandneuen Serie "Point Whitmark" an und verweist die Konkurrenz schon mit der ersten 
 ("Die Bucht der 22 Schreie") von bislang sechs Folgen in ihre Schranken. "Point Whitmark" weist 
 all jene Qualitäten auf, die man von einem professionell produzierten Hörspiel heute erwartet. Dazu 
 gehört vor allem die sehr spannende, intelligent aufgebaute und erzählte Geschichte mit ihren 
 stilsicheren, nie überzogen oder unlogisch wirkenden Mystery- und Rätsel-Elementen. Der Fall 
 wird tatsächlich erst kurz vor Schluß aufgelöst und ist nicht bereits nach wenigen Minuten vorher-
 sehbar. Von den Zeitgeist-Anbiedereien so mancher anderer Serien fehlt jede Spur. Auf derartig 
 ausgewogene Stories wartet man heutzutage zum Beispiel bei den "Drei Fragezeichen" zumeist 
 leider vergeblich.

 Der zweite positive Aspekt hat unter einigen Hörspielfans bereits für Furore gesorgt: die orchestrale 
 Musik ist einfach genial und die Titelmelodie, die sehr an amerikanische Fernsehserien erinnert, ist 
 schon jetzt fast ein Klassiker. Konsequent hat man bei edel den EUROPA-Trend zu einer 
 möglichst modern klingenden Musik (Schlagwort: "Techno-Sound") ignoriert - wirklich sehr erfreulich! 
 Auch die Zwischenmelodien und Soundeffekte können sich hören lassen. Zudem ist die "Point 
 Whitmark"-Produktion auf Grund des digitalen Aufnahmeverfahrens im Gegensatz zu den Hörspielen 
 aus dem Hause EUROPA völlig rauschfrei.

 Abgerundet wird der rundum positive Eindruck von einer erstklassigen Sprecherriege, dem ausge-
 rechnet EUROPA heute nichts mehr entgegenzusetzen hat, was einer gewissen Ironie freilich nicht 
 entbehrt. Bis in die letzte Nebenrolle leisten die Sprecher - darunter so illustre Namen wie Henning
 Schlüter (+2000), Hans Paetsch (in Folge 4) oder Rolf Jülich (vielleicht noch einigen als die männliche 
 Stimme von Zoar aus "Masters Of The Universe" bekannt) - Großartiges. Der Film- und Theater-
 schauspieler Jürg Löw als Erzähler ist ein echter Glücksgriff!!! Auch die drei Jungs aus "Point
 Whitmark" - gesprochen von Sven Plate (alias Wesley Crusher - "Star Trek-Fans" wissen bescheid), 
 Kim Hasper und Gerrit Schmidt-Foss - sind auf Anhieb sympathisch und machen ihre Sache sehr 
 souverän.

 Weniger überzeugend finde ich lediglich die Cover, die mir persönlich viel zu "gerendert", statisch 
 und "glatt" wirken, was aber daran liegt, daß mir diese Stilrichtung noch nie sonderlich gut gefallen 
 hat. Vor allem die Cover der kürzlich veröffentlichten Polaris-Hörspiele fand ich diesbezüglich
 grausam.

 Alles in allem ist "Point Whitmark" eine der mit Abstand besten Hörspielserien seit Langem und 
 verweist vor allem die dahinsiechenden Detektive aus Rocky Beach in ihre Schranken. Wie man 
 sieht, lassen sich also auch heute noch - entgegen allen Annahmen und Klageliedern aus dem 
 hohen Norden Deutschlands - erstklassige Hörspiele im Jugendbereich produzieren!

 Hoffentlich erwacht ein bestimmtes Label nun endlich aus seinem Dornröschenschlaf, sonst sehe ich 
 in naher Zukunft "Point Whitmark" selbst in der Gunst der meisten "Drei Fragezeichen-Fans" an 
 erster Stelle.                   


Diese Seite ist ein Teil der privaten Hörspiel & Hörbuch-Infoseite
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Erstellt am: 4. März 2001