(P) + © 2007, Titania Medien - Bosenius & Gruppe GbR, Leverkusen

Kommentar - Detlef Kurtz

Nach zahlreichen anderen Dracula-Vertonungen bietet die Version von Titania Medien eine sehr lange, aber nie langweilige Umsetzung. Gegenüber der Originalvorlage gibt es zwar einige Änderungen, aber wer ein Blick auf die Länge wirft, kann bereits erahnen, das sehr nahe am Original geblieben wird. Die Handlung baut sich langsam aber gekonnt auf. Von der vermeidlich harmlosen Geschäftsreise, die in „Draculas Gast“ erzählt wird, bis hin zum dramatischen Höhepunkt aus „Dracula“, sind alle wichtigen Elemente erfaßt und zum Leben erweckt worden! Wie bei Titania Medien zu erwarten, gibt es kein Schock-Grusel, sondern gekonnter alter Stil. Es entsteht durch den behutsamen Einsatz von Effekten, Musik und Sprechern eine dichte Gänsehautatmosphäre, die sich bis zur letzten Minute hält...

Die guten Sprecher, die bis in die kleinste Rolle gut besetzt wurden, überzeugen. Niemand liest seinen Text ab! Das Highlight ist Simon Jäger, der einen jungen und dynamischen Jonathan Harker gibt, etwas, was in andere Hörspielvertonungen sonst – warum auch immer – ältere Sprecher übernahmen. Die Entscheidung zahlt sich aus, denn durch die richtige Stimmenauswahl wirkt die Angst, die Harker gegenüber Dracula im Verlauf der Geschichte empfindet, echt und nachvollziehbar. Der leider viel zu früh verstorbene Joachim Höppner als Gegenspieler „Dracula“ überzeugt ebenso. Nie klang Dracula kälter und eindrucksvoller, zumindest in keiner Hörspielproduktion. Die zahlreichen kurzen Auftritte der andere Sprecher brauchen sich ebenfalls nicht zu verstecken, allerdings würde es den Rahmen sprengen, jetzt jeden einzelnen hervorzuheben.

Technisch bieten die 4 CDs eine liebevolle Untermalung. Wie erwähnt sorgt die richtige Mischung aus Dialogen, Effekten und Musik für das I-Tüpfelchen der Produktion. Ein wenig steigern ließe sich dies, wenn die Musik nicht aus der Konserve gekommen wäre, denn einige Titel klingen einfach zu klassisch und schwungvoll, besonders in den dramatischen Szenen wäre eine noch düstere Musik hilfreich gewesen. Der kleine Schönheitsfehler ist aber schnell vergessen, da dies nur sehr selten ins Gewicht fällt.

Fazit: Eine lange Version, die den Roman dichter und interessanter umsetzt, als so manch andere Hörspielvertonung. Simon Jäger als Harker und Joachim Höppner als Dracula fesseln, zusammen mit allen anderen Akteuren, die Zuhörer und hinterlassen einen zufriedenen Hörer!