Jazzkeller: Das neue Hörspielmusik-Album von Andris Zeiberts

Andreas Fröhlich

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 06. Mai 2002

Andreas Fröhlich ist uns allen in der Hörspielwelt als "Bob Andrews" bekannt, aber auch in der Synchronszene hat er einen guten Namen. Erfahrt wie er zum Schauspieler wurde, was er über sich selbst früher dachte und welchen Traumberuf er eigentlich hatte...

HörNews: Welches war deine allererste Hörspielrolle?

Fröhlich: Meine allererste Hörspielrolle war, glaube ich, „Caius ist ein Dummkopf“. Das war irgendwas bei Kurt Vethake. Da war ich, glaub ich, 6 oder so. Genau, das war das erste, was ich gemacht habe und dann kurz danach hab ich „Die schwarze Sieben“ gemacht, das war mehr oder weniger eigentlich wirklich das richtig erste. Das hatte mehrere Folgen, ich glaub, das war auch bei Kurt Vethake; da hab ich den George gesprochen zusammen mit Oliver Rohrbeck, der damals auch schon mitgemacht hat und der hat Colin gesprochen. 19... - ja wann war das? 1970 oder so was. Ne, Quatsch, 70 kann ja gar nicht sein, da war ich ja 5. Ich weiß es nicht ganz genau, irgendwann in den 70ern.

HörNews: Und dann kamen gleich die drei ??? anschließend?

Fröhlich: Ne, ich hab irgendwann in den 70ern noch so ein paar furchtbare Aufklärungshörspiele für den SFB gemacht. Da bin ich dann auch relativ schnell rausgefallen, weil mein Vater irgendwie dahinter gekommen ist, was ich da für furchtbare Sachen in den Mund nehmen muß und dann hörte meine Hörspielkarriere beim SFB relativ abrupt auf und dann bin ich relativ schnell zum Synchron gekommen.

HörNews: War das schon immer dein Traumberuf oder hat sich das so entwickelt?

Fröhlich: Das war nicht mein Traumberuf. Ich wollte eigentlich Meeresbiologe werden. Ja, aber da war ich auch noch sehr jung, das hat sich dann relativ schnell in die Richtung entwickelt, dass ich wahrscheinlich nicht Meeresbiologe werden kann.

HörNews: Und auch noch keinen Meeresfilm synchronisiert oder übersetzt?

Fröhlich: Ne, hab ich noch nie gemacht; hätt ich ganz gern mal gemacht. Aber ich bin dann später leidenschaftlicher Taucher geworden, da hab ich das dann sehr ausleben können.

HörNews: Warum hört man dich denn eher selten in anderen Hörspielen?

Fröhlich: Das kann ich gar nicht so genau sagen. Wenn man so lange die drei ??? mitvertont, hat man, glaub ich, einfach da so einen Stempel abbekommen und dann sagen die grundsätzlich „Ach, naja, das ist doch sowieso alles nur drei Fragezeichen“. Das hat sich jetzt aber eigentlich im letzten Jahr massiv geändert. Jetzt geht das irgendwie ziemlich schnell mit anderen Sachen los, nun läuft das besser. Ich mach jetzt hier sehr viele Sachen auch für den WDR; das Letzte, was ich jetzt gemacht hab, war „39,90“, dieser französische Kultautor Frederic Beigbeder - man weiß nicht ganz genau, wie man den ausspricht, ich jedenfalls nicht. Und dann mach ich jetzt hier mit Tim Staffel Sachen für den WDR und natürlich diese Hörbücher, da mach ich jetzt auch demnächst wieder was Neues. Jetzt langsam scheint sich der Knoten zu lösen und ich hab ja auch nicht soviel Zeit, das kommt ja noch dazu. Ist ja immer `ne terminliche Angelegenheit.

HörNews: Ist das bei Synchron genauso, dass man dich zuerst abgestempelt hatte oder war das da einfacher?

Fröhlich: Da war’s ja eigentlich eher so, dadurch, dass ich schon sehr früh synchronisiert hab, hat sich das mit den drei ??? mehr oder weniger dann nicht so herauskristallisiert, dass die gesagt haben „Mein Gott, das ist ja irgendwie einer von den drei Fragezeichen“ und nun ist meine Stimme jetzt auch nicht so wahnsinnig markant, dass man das sofort immer merkt. Das ist jedenfalls meine Meinung, ich weiß nicht, wie das ist. Das ist bei Oliver auf jeden Fall extremer, weil Oli hört man schon viel schneller raus.

HörNews: Wie gefällt dir die Arbeit an Hörbüchern?

Fröhlich: Das macht mir extrem viel Spaß. Das entspricht absolut meiner Arbeitsvorstellung: Ich bin ganz alleine und les mir das Buch eben vorher ein paar Mal durch und kann dann eigentlich losschießen. Ich brauche eigentlich in erster Linie auf jeden Fall einen Regisseur, der mir Zügel anlegt, aber die Zügel so anlegt, dass ich sie eigentlich gar nicht richtig spüre, das ist mir eigentlich immer am liebsten. Also, wenn wir vorher ausgiebige Diskussionen haben, wie das Ganze anzulegen ist, dann ist das eigentlich sozusagen meine Lieblingsart zu arbeiten, das ich das nicht so extrem spüre. Aber das Gute ist einfach dabei, dass ich mich voll und ganz einfach auf die Rolle konzentrieren kann und auf die Geschichte. Und mir liegen eigentlich in erster Linie die Ich-Erzählungen am meisten.

HörNews: Ja, da war ja auch `ne ganz lustige dabei, „Für das Beste im Mann“...

Fröhlich: Genau, ja, das hat Spaß gemacht.

HörNews: Kommt man da überhaupt zum Lesen bei solchen lustigen Texten?

Fröhlich: Ob man zum Lesen kommt? Andere Sachen lesen oder was?

HörNews: Ne ne, während der Aufnahme.

Fröhlich: Ach so, naja, klar, ich muss ja den Text schon irgendwie vorbereitet haben und dann muss ich loslegen, klar, auf jeden Fall.

HörNews: Was erfordert denn mehr Können, deiner Meinung nach, ein Hörbuch oder eine Hörspielrolle?

Fröhlich: Ich denke mal, beim Hörbuch ist es so, dass man sehr konzentriert arbeiten muss. Wenn man dann frühmorgens um 10 anfängt oder so, ist die Stimme auch immer noch so ein bisschen belegt und man muss dann immer ein bisschen auf Anschlüsse achten. Wenn man am nächsten Tag wieder um 9 anfängt oder um 10 anfängt, ist die Stimme auch wieder belegt. Am Abend gegen 16 Uhr, wo man dann meistens aufhört, hat die Stimme sich natürlich schon total eingesprochen und dann ist sie nicht mehr so belegt und dann gibt es da immer Schwierigkeiten, wieder neu reinzukommen und das ist vielleicht immer so ein bisschen das Problem. Was mehr Können erfordert, kann ich gar nicht so richtig sagen. Es ist auf jeden Fall viel, viel anstrengender, wenn man 2 Tage oder 3 Tage oder 4 Tage oder 5 Tage hintereinander wirklich spricht; dann liest man am Ende des Tages nur noch Blödsinn, egal, was da für einfache Sätze stehen, man verplappert sich permanent, weil man die Konzentration gar nicht mehr so hat.

HörNews: Hörst du die drei ??? auch selber?

Fröhlich: Ich hör da schon mal rein, ja, doch, und muss dann oft auch sehr schmunzeln. Das Interessante ist, dass wir natürlich nie richtig wissen, wie sich das Hörspiel zum Schluß in irgendeiner Form darstellt, weil wir nicht genau wissen, was für Musiken kommen und wie die Akustik ist. Das wissen wir natürlich nicht, das ist dann immer eine große Überraschung. Ich hör das schon ganz gerne. Man möchte natürlich auch so`n bisschen wissen, wie funktioniert das oder wie funktioniert das nicht. Oder wenn man irgendeine Geschichte hat, wo man sagt, mein Gott, das ist nun auch `ne Geschichte, mit der man nicht so wahnsinnig viel anfangen kann, dann ist man natürlich trotzdem noch mal interessiert - lag man da richtig oder hat man sich da getäuscht oder ist die Geschichte wirklich so dämlich, wie man das von Anfang an geglaubt hat? Sowas passiert natürlich mal. Es gibt ja bessere Folgen und dann gibt’s schlechtere Folgen.

HörNews: Warst du von dem Erfolg der Nr. 100 überrascht?

Fröhlich: Da war ich wirklich sehr überrascht, ja, das hätte ich nicht für möglich gehalten. Das find ich aber auch wirklich klasse, das hat mich sehr, sehr, sehr gefreut, dass es dann wirklich noch so viele alte Fans gibt, die sagen „So, jetzt die Hundertste, die kaufen wir uns auch alle.“ Das ist schon wirklich ein Hammer und es sind ja auch wieder ganz neue Leute dabei; ich denke mal, das sind mittlerweile auch schon wieder Kinder von den alten Fans. Da wächst so eine zweite Generation heran und das freut mich natürlich sehr, find ich sehr schön.

HörNews: Was meinst du, woran es generell liegt, dass das Hörspiel jetzt wieder ein bisschen mehr Anerkennung findet? In den 90ern war es ja fast tot, da gabs ja nur die drei ??? und TKKG und jetzt kommen mehrere Serien wieder an Land.

Fröhlich: Ja, ich weiß gar nicht so genau. Ich denke mal, überhaupt dieser ganze Hörbuchmarkt entwickelt sich zum Beispiel in Amerika schon seit längerer Zeit zu einem absoluten Knüller; da hören die Leute permanent Hörbücher. Ich weiß nicht, wie das mit Hörspielen ist, ich glaube in erster Linie Hörbücher, wahrscheinlich ist man auch so ein bisschen übersättigt, man kriegt diese ganze Fernsehware immer nach Hause geliefert und ich glaub, die Leute sind ein bisschen fernsehmüde und alles so vorgekaut zu kriegen... Da ist es glaub ich jetzt so, dass man sagt, man möchte wieder so den Film im Kopf haben, die Geschichte im Kopf, man möchte eigene Bilder haben. Woran es jetzt wirklich genau liegt, weiß ich nicht. Das ist natürlich dann alles immer noch so eine Marketingstrategie. Ich weiß es nicht so genau, ich bin aber sehr froh darüber. Ich finde es auch klasse, dass es jetzt „Point Whitmark“ gibt und so, das find ich belebt das auf jeden Fall; das ist auch gut so, das muss es auch geben.

HörNews: Wie lange hast du noch vor, die Rolle zu sprechen? Gibt’s da irgendwo jetzt so ein Ziel, wo du sagst „Mit 40 mach ich das nicht mehr“?

Fröhlich: Ich hab gesagt, mit 98 werd ich`s auf jeden Fall nicht mehr machen! Nein, ich denke mal, das werden dann einfach die Fans entscheiden, die werden dann einfach sagen „So, jetzt reicht’s uns aber auch“. Das kommt ja auch immer darauf an, inwieweit sich das verkauft und inwieweit sich das rechnet und solange uns das noch Spaß macht... Wir sind ja wirklich ein sehr eingefleischtes Team mittlerweile, also es ist jetzt nicht so, dass der eine sagt „Ich hör jetzt auf“ und die anderen machen noch weiter. Wenn der eine sagt „Ich hab jetzt keinen Bock mehr“, dann werden wir alle aufhören. Und im Augenblick ist es jetzt aber so, dass wir dadurch, dass wir ja im Herbst auf jeden Fall noch diese Livetournee machen, die wird am 16. September, glaub ich, losgehen, da sind wir ja natürlich unseren Fans dann auch noch verpflichtet, dann auch noch ein bisschen weiter zu machen, weil das Ganze das natürlich auch durch die Gegend trägt.

HörNews: Weißt du zu dieser Tournee schon was Neues, es gibt da unterschiedliche Meinungen. Einmal wird gesagt „Das ist nur eine Hörspielfolge, die noch nicht draußen ist“ und das andere Mal, das hat auch Oliver gesagt, „Ne, das ist was ganz Neues“. Ist das was ganz Spezielles?

Fröhlich: Es ist wirklich was ganz Neues. Es ist eine Geschichte, die keiner kennt, eine völlig neue Geschichte und um was es da genau geht, möchte ich eigentlich nicht verraten, aber das wird auf jeden Fall sehr spannend. Es wird auf jeden Fall davon - so ist das jedenfalls geplant, das ist ja noch ein bisschen hin - auch eine CD geben, aber eben eine Live-Mitschnitt-CD; man ist dann wirklich sozusagen live dabei.

HörNews: Wie wird das denn angelehnt, also ihr drei seid ja dabei, wie macht man das denn mit den Gastrollen?

Fröhlich: Ja, das ist auch noch nicht so richtig klar. Also, wir sind jetzt auch gerade erst mal in der heißen Vorbereitungsphase. Wir werden höchstwahrscheinlich noch einen Erzähler auf der Bühne haben und wir werden auch noch ein paar Extrarollen auf der Bühne haben und wir werden wahrscheinlich auch einen Geräuchemacher auf der Bühne haben.

HörNews: Und das geht dann durch ganz Deutschland?

Fröhlich: Also, durch ganz Deutschland, denk ich mal, wird’s nicht gehen, aber es wird 14 Auftrittsorte geben, glaub ich.

HörNews: Schön breit gestreut dann.

Fröhlich: Ja, irgendwie so. Also, wir werden versuchen, die ganzen großen Drei-Fragezeichen-Hochburgen zu erreichen - wenn uns das gelingt.

HörNews: Gibt es besondere Drei-Fragezeichen-Folgen, die dir ans Herz gewachsen sind?

Fröhlich: Das ist immer so ganz kompliziert, ich hab dann manchmal so Folgen, wo ich denke „Die find ich ganz toll“ und dann ergibt sich dann aber auch schon wieder was anderes. Eine Zeit lang fand ich mal, ich weiß gar nicht, jetzt hab ich den Namen schon wieder ganz vergessen. Das ist so `ne Folge, da irren sie einfach nur durch die Wüste und sind die ganze Zeit nur am Quatschen und letztendlich passiert nicht großartig viel - „Gefährliche Fässer“ oder so was. Also, ich glaube auf jeden Fall eine Folge jetzt nicht für die Fans, die sagen „Genau die Folge find ich auch ganz toll“, sondern da kann ich mich noch dran erinnern, dass wir sehr viel rumgealbert haben bei der Folge und die ist mir noch sehr im Gedächtnis. Die ganzen alten Folgen zum Beispiel, da kann ich mich oft an viele Sachen gar nicht mehr erinnern und von den neuen finde ich eigentlich „Nacht in Angst“ ganz gut. Das ist diese Geschichte in dem Museum und das fand ich eigentlich ganz gut. „Labyrinth“ fand ich auch ganz gut, auch nicht schlecht. Aber es wechselt eigentlich immer. Ich präferiere eigentlich in erster Linie solche Folgen, wo wir sehr viel Spaß miteinander hatten, also dialoglastige Sachen.

HörNews: Ja, klar, da hat man ja auch mehr zu tun.

Fröhlich: Ja, und manchmal natürlich auch die Action, weil das dann immer sehr, sehr witzig ist, wenn wir dann da zusammen die Action aufnehmen bei den drei ???. Da müssen wir auch immer sehr lachen. Ich glaub, da wird immer sehr viel rausgeschnitten.

HörNews: Ich hab im Fernsehen mal so eine kleine Studioaufnahme von euch gesehen. Ist das tatsächlich so, dass ihr auch Geräusche teilweise selber mitmacht?

Fröhlich: Ja , das machen wir manchmal schon. Wir machen dann manchmal ein bisschen zu viel mit, was dann immer so’n bisschen rausgeschnitten wird. Wir machen das Telefon mit, wir machen Taschenlampen an, Taschenlampen aus, wir machen Walkie Talkie mit, wir machen Computertastaturgeschichten mit. Das ist eigentlich auch das Schöne, das wir immer noch so wirklich vor Ort alles so ein bisschen aufbauen oder damit spielen. Das macht ja wahrscheinlich auch so ein bisschen den Charme der drei ??? aus, dass man gleich mitspielt, dass man wirklich mehr agiert. Also, ich sitze ja eigentlich immer neben Jens und Jens wird von mir auch permanent immer an der Schulter gerüttelt oder ins Bein gezwickt und so. Wir brauchen immer dieses haptische Element beim Spielen und beim Sprechen.

HörNews: Wie ist das mit der neuen Musik? D. h. neu ist sie ja auch gar nicht mehr, ist schon wieder 10 Jahre alt. Die ist ja nun umstritten.

Fröhlich: 10 Jahre? Das muss man sich mal vorstellen, Wahnsinn.

HörNews: Gefällt dir die oder sagst du auch eher „Äh“?

Fröhlich: Ich bin wirklich ein Fan der alten Musik, das muss ich sagen. Ich fand dieses „babababababa dadadada“, das war natürlich wirklich ein Knüller. Das fand ich sehr, sehr schön und damit bringt man die drei ??? natürlich auch in Verbindung. Die neue Musik ist eben jetzt nicht unbedingt so, dass ich sagen kann „Ja, da haben sie jetzt wirklich was gemacht, was das noch toppt“ oder so, was natürlich auch wirklich sehr schwierig ist. Ich weiß gar nicht, wie so die Umfragen sind; ich denke mal, es gibt in erster Linie wirklich die Leute, die die alten Musiken kennen und definitiv eigentlich auch sagen, dass die Musik damals besser war, weil sie natürlich auch so ein bißchen einen Zeitgeist bedient hat, ohne das wirklich absichtlich zu tun. Sie hat einfach wirklich eine ganz bestimmte Atmosphäre eingefangen und diese zweite neue Musik hat auch diesen Zeitgeist bedient, aber eben mit voller Absicht und deswegen ist sie dann wahrscheinlich schon nicht ganz so interessant, aber ich denke mal, sie funktioniert wunderbar.
Das Gleiche gilt natürlich eben auch immer, wenn sich irgendwas verändert innerhalb der Hörspielstruktur, weil, wie gesagt, Peter Pasetti gestorben ist oder jetzt eben auch wirklich leider noch Matthias Fuchs, dass man auch immer sagt „Mein Gott, der erste Erzähler war doch viel besser, wie konnte man denn bloß“ und so weiter. Die haben die Musik ja nicht einfach nur geändert, weil sie Lust dazu hatten, sondern weil es eben wirklich diesen riesengroßen Streit da gab. Da muss man sich dann eben irgendwie einigen und es ist dann nicht grundsätzlich immer alles besser, aber es ist grundsätzlich eigentlich auch nicht immer alles schlechter - meine Meinung.

HörNews: Obwohl es natürlich schade ist, dass sie sich gar nicht einigen.

Fröhlich: Das ist natürlich auch ganz furchtbar, aber da muss ich auch ehrlich sagen, da bin ich mit den Einzelheiten auch gar nicht so vertraut, also ich weiß jetzt nicht hundertprozentig, wie das alles abläuft.

HörNews: Ist ja auch ein groß gehütetes Geheimnis.

Fröhlich: Ja, genau. Also, ich würde jetzt auch gerne viel mehr darüber wissen oder vielleicht auch gerne viel mehr darüber erzählen können, ist aber leider nicht möglich, weil ich wirklich überhaupt keine Ahnung habe, wie die Einzelheiten da ablaufen.

HörNews: Wir kommen jetzt zu Gastrollen. Ist dir aufgefallen, dass das Niveau der Gastsprecher schlechter geworden ist, also dass die jetzt teilweise nicht mehr so gut sind wie früher? Früher war ja fast alles auf dem gleichen Level, alle haben sich gut angehört, und jetzt gibt’s teilweise Leute, die einfach nur den Text ablesen, was man dann auch leider hört.

Fröhlich: Ja, das stimmt. Teilweise ist mir das auch aufgefallen, aber eben auch wirklich nicht so massiv. Wenn wir drei ??? zusammen sind, nehmen wir uns eigentlich wirklich immer alleine auf bzw. wir sind dann immer zu dritt und wir haben dann eigentlich selten die Möglichkeit, dann wirklich noch richtig zu kontrollieren, wer ist denn da jetzt noch. Ich sag jetzt gerade „kontrollieren“ - wir können das ja gar nicht kontrollieren, weil wir da auch gar kein Mitspracherecht haben.
Ich weiß nicht genau, woran das liegt; es gibt ja in Hamburg unendlich viele gute, phantastische, hervorragende Schauspieler, aber es ist natürlich so, dass viele mittlerweile da auch schon mindestens 3, 4, 5, 6, 7, 8 Mal dabei waren und dann sucht man natürlich immer wieder nach neuen Stimmen. Das ist natürlich heutzutage auch nicht so einfach, dann wirklich Castings zu veranstalten und festzustellen, wie ist der. Das ist ja teilweise sehr ad hoc diese ganze Geschichte, also: „Können Sie morgen kommen?“ Dann hat man dann jemanden an der Strippe, der sagt, er würde eigentlich schon ganz gerne kommen, aber die Zeit ist nicht da oder man plant das eben wirklich schon im voraus unglaublich lange und kurzfristig wird der Termin dann abgesagt. Gerade bei diesen hochkarätigen Stars ist das so. Es wird ja nicht so unglaublich intensiv castingmäßig vorbereitet, wie jetzt bei irgendwelchen öffentlich-rechtlichen Hörspielanstalten; das läuft eben alles noch so ein bisschen im Handgemachten ab, was jetzt aber großartig auch keine Erklärung von mir ist, warum das schlechter wird oder warum das teilweise auch schlechter geworden ist. Ich hab das teilweise auch bemerkt, aber es liegt irgendwie jetzt auch nicht unbedingt so in meiner Hand, dafür zu sorgen, dass das nicht stattfindet, weil dann würde ich mich ja auch irgendwo vorwagen. Als wir angefangen haben mit den drei ???, da muss ich ja ehrlich immer noch sagen, das hab ich damals als kleiner Piepel auch schon gemerkt, ich dachte immer, die anderen beiden Fragezeichen, also Jens und Oliver, die spielen das ganz toll und sprechen das ganz toll und ich hab das eigentlich meiner Meinung nach immer ganz furchtbar abgelesen. Also, ich fühlte mich damals dann auch so ein bisschen wie der Trottel. Das hat sich dann im Laufe der Zeit auch geändert, aber ich hätte mich, wenn ich damals das Sagen gehabt hätte, eigentlich relativ schnell umbesetzt. Das ist so meine Meinung, muss ich sagen.

HörNews: Du solltest ja zuerst Peter werden...

Fröhlich: Ich sollte zuerst Peter werden, ja, genau. Als wir dann unsere Manuskripte da ausgepackt haben und ich dann angefangen hab, die Rolle von Peter zu übernehmen, da war ich, glaub ich, ein bisschen überfordert mit der Rolle und dann meinte Frau Körting „Jetzt drehen wir das mal um, jetzt mach du mal Bob, der hat nicht so viel Text“ und so hat sich das entwickelt.

HörNews: Abgründe tun sich auf...

Fröhlich: Ja, aber ist doch interessant.

HörNews: Gab es schon mal eine Aufnahme, wo du erkältet warst und dann trotzdem zum Aufnahmetermin musstest?

Fröhlich: Ja, ach, ganz oft. Da muss man dann irgendwie mit irgendwelchen komischen Mitteln nachhelfen, also Nasentropfen oder irgendwas. Also, der letzte, der wirklich richtig doll erkältet war meiner Meinung nach war...

HörNews: Das war Wolfgang Condrus bestimmt.

Fröhlich: Aber ganz genau. Der war ja sowas von erkältet, das man den gar nicht erkannt hat.Und das war eigentlich auch ganz traurig, weil er ja eine Super-Stimme hat. Ich mag ihn als Sprecher wahnsinnig gerne, er ist ein toller Sprecher. Das war wirklich ganz kurzfristig, der hätte eigentlich am liebsten gesagt „Kinder passt auf, tut mir leid, ich würd’s gerne machen“ - der ist ja extra aus Berlin gekommen - „Ich sag ab“, aber er ist dann eben wirklich gekommen. Hätte er jetzt abgesagt, hätte man wirklich innerhalb von kürzester Zeit, von 24 Stunden, Ersatz finden müssen, was eben auch wirklich auch nicht so einfach ist, aber er ist gekommen. Das ist ja, glaub ich, diese „Doppelgänger“-Folge und ich denke mal, dass das trotzdem ganz gut funktioniert, weil man das mit der Stimme auch gar nicht so richtig wahrnimmt.

HörNews: Ja, man hört das zwar, aber irgendwie, aber es passt irgenwie zur Figur.

Fröhlich: Man hört’s, aber man denkt, die Stimme ist so’n bisschen kaputt, ja. Aber er war wirklich total, absolut super-erkältet.

HörNews: Wie ist das bei Synchron, wie muss man sich die Arbeit dort vorstellen? Du bist ja nun auch Dialogbuchautor und Regisseur, beides?

Fröhlich: Ganz genau.

HörNews: Wie funktioniert das mit der Übersetzung? Kriegst du vorher den Text übersetzt oder musst du das selber alles machen?

Fröhlich: Also, in der Regel ist es so, dass man eigentlich immer noch eine Rohübersetzung hat. Ich spreche zwar sehr gut englisch, aber es gibt natürlich bestimmte Sachen, auf die komm ich nun auch nicht und deswegen wird das Ganze erst mal rohübersetzt, also, in einer ganz rohen Übersetzungsform. Das Ganze hat jetzt natürlich nicht die passende Länge. Ich sitze dann hier zu Hause vor meinem Monitor mit Computer und mit Videorecorder und hab dann die Rohübersetzung neben mir und spreche den Text dann sozusagen immer auf den Bildschirm und diktiere den Text oft in ein kleines Dictaphon und das wird dann vom Schreibbüro übertragen. Was ich jetzt mittlerweile mache, weil ich dann eigentlich noch mehr Kontrolle habe: Ich tippe das selber. Ich hab das jetzt bei „Herr der Ringe“ zum Beispiel so gemacht.

HörNews: Das ist doch bestimmt `ne Menge Arbeit, nicht? Diese ganzen Sondernamen...

Fröhlich: Ja, das ist `ne Menge Arbeit, aber es macht ja auch sehr viel Spaß.

HörNews: Wirst du den 2. Teil auch machen?

Fröhlich: Den 2. Teil werd ich auch machen, ja, genau.

HörNews: Wie weit legen die das in Hollywood fest? Haben die da sehr viel Mitspracherecht oder eher nicht?

Fröhlich: Dass ich das zum Beispiel jetzt wieder mache?

HörNews: Ja, genau.

Fröhlich: Grundsätzlich ist das ja ein deutscher Verleih, der das dann hier sozusagen entscheidet. Die einzigen Mitsprachegeschichten laufen eigentlich über die Besetzung der Stimmen, aber bei Peter Jackson war das so, dass wir die Stimmen vorher aufgenommen haben und dann haben wir eben ein Casting gemacht. Bei einzelnen Stimmen, die uns ans Herz gewachsen sind, wo wir gesagt haben „Ja, genau, das ist jetzt eben die Stimme von Aragorn oder das ist die Stimme von Frodo“, haben wir dann 2 oder 3 Vorschläge, wo wir uns selber nicht so richtig im Klaren waren, nach Australien und nach Neuseeland geschickt und dort hat Jackson dann selber entschieden, welche Stimme das sein soll. Der war eigentlich auch sehr, sehr begeistert von dem deutschen Cast.

HörNews: Wie ist das bei bekannten Sprechern, kann das passieren, dass die dann selber auch sagen „Ich will meine Stimme wieder haben“ oder haben die da eher keinen Einfluss? Jetzt gab’s neulich erst mit Volker Brandt eine Sendung, da hat er gemeint, er kennt ja Michael Douglas und Michael Douglas wäre ganz furchtbar stolz, dass nur Volker Brandt ihn spricht und niemand anders.

Fröhlich: Ja, also, das weiß ich jetzt nicht so ganz genau. Ich kann da jetzt nicht grundsätzlich entscheiden „Ich hab den jetzt zu sprechen, weil nur ich auf den passe“. Es gibt da solche Verbindungen, gab es eigentlich schon immer mal. Arnold Marquis, die Stimme von John Wayne, die kannten sich auch und die haben dann gelegentlich auch mal einen gesoffen und haben sich wunderbar verstanden und irgendwann hat sich John Wayne angeblich in seinen Vertrag schreiben lassen, „Wenn es dann eben zu Synchronisationen kommt, hat dann eben wirklich immer nur Arnold Marquis mich zu sprechen“, das gab’s. Bei mir ist das zum Beispiel so, Edward Norton weiß, dass ich existiere in irgendeiner Form. Wie das genau entstanden ist, weiß ich auch nicht so genau, das ging über irgendwelche Fans. Aber da gibt es keinen direkten Kontakt oder so. Ich kann jetzt auch nicht sagen „Ich möchte jetzt grundsätzlich immer Edward Norton sprechen und wenn ich den nicht spreche, dann werd ich ganz böse und ganz sauer“. Das entscheide grundsätzlich nicht ich, sondern das entscheidet der Verleih.
Bei „American History X“; da war es schon so, dass ich eben den Termin hatte, wo das aufgenommen werden sollte und dann hat der Verleih, das war damals Kinowelt, gesagt „Ne, wir wollen jetzt aber nochmal ein Casting haben und wir möchten selber entscheiden, wer den spricht, obwohl du den vielleicht schon 2 oder 3 Mal gesprochen hast vorher. Das ist uns eigentlich herzlich Wurst, wir wollen trotzdem ein Casting machen“. Und der Verleih macht dann selber für sich ein Casting und da kam es dann eben dazu, dass sie gesagt haben „Ja, also, die Stimme ist schlecht, die ist besser und die ist am besten“ und meine Stimme war dann eben für Kinowelt auf jeden Fall die schlechteste und die andere war dann eben die beste. Da scheiden sich dann eben die Geister, ob das dann nun richtig war oder nicht, aber ich bin jetzt nicht jemand, der sich grundsätzlich so mit seinem amerikanischen Schauspieler identifiziert, wie das manche tun, weil ich da dann langsam aber sicher auch verrückt werden würde. Ich bin eben ich und ich werde dann eingesetzt, wenn meine Stimme passt und ich bin eben auch der Meinung, dass es ganz bestimmte Besetzungen gibt, wo ich sage „Also, ich weiß jetzt nicht, wie man darauf kommt, mich da zu besetzen, aber bitte schön, wenn ich was mit der Rolle anfangen kann, dann mach ich das auch“, aber es ist eben auch ganz oft, dass ich sage „Tut mir leid, ich seh mich da gar nicht auf der Rolle, es ist wirklich besser, ihr nehmt da einen anderen“.

HörNews: Es passiert aber schon, dass du dann die Skripte erst liest und erst guckst, was das für eine Rolle ist und dann entscheidest?

Fröhlich: Ja, ich guck mir den Film, wenn ich die Möglichkeit habe, natürlich vorher an und dann seh ich eben auch, was das für ein Film ist und was das für eine Figur ist. Es gibt jetzt zum Beispiel einen neuen Film mit Edward Norton, „Death to Smoochy“ heißt der, der kommt jetzt demnächst raus, wir synchronisieren den nächste Woche. Den hatte ich mir jetzt angeguckt und ich finde den Film doof. Also, das ist ein Film, mit dem kann ich überhaupt nichts anfangen und ich mach den trotzdem, weil Edward Norton wunderbar in dem Film ist, er spielt eine wunderbare Rolle und spielt das auch alles sehr schön, aber der Film an sich sagt mir nun überhaupt nichts.

HörNews: Und dann sagt man „Augen zu und durch“?

Fröhlich: Naja, es ist jetzt nicht „Augen zu und durch“, aber man kann natürlich nicht immer sagen, man möchte grundsätzlich immer nur „Fight Club“ machen oder solche Filme, wo man sagt „Mein Gott, das ist einfach schauspielerisch wahnsinnig herausragend“. Im Film „Death to Smoochy“ ist Edward Norton klasse, es ist bloß einfach grundsätzlich der Film an sich, die Story. Wir kriegen ja unheimlich viele amerikanische Filme, mit denen man sich irgendwie auseinandersetzen muss mit den Inhalten und wir stellen dann plötzlich fest „Ja, was hat uns der Film zu sagen? Ich kann damit überhaupt nichts anfangen“. Und das ist bei manchen Filmen grundsätzlich der Fall. Ich bin eben auch eher ein Freund des englischen Films, des britischen Kinos oder des französischen Kinos oder des russischen Kinos. Wann hab ich das letzte Mal einen russichen Film synchronisiert? Vor 15 Jahren.

HörNews: Würdest du denn mal einen Chat mit Drei-Fragenzeichen-Fans oder Fans allgemein machen im Internet?

Fröhlich: Ich glaube, da bin ich viel zu langsam für. Ich tippe zwar recht zügig, wenn ich hier meine Sachen mache, aber beim Chat merk ich immer, da tun mir innerhalb kürzester Zeit die Finger weh. Aber theoretisch würde ich das schon machen, wenn jemand für mich tippt.

HörNews: Ja, das könnte man natürlich auch arrangieren.

Fröhlich: Ja, das würde ich schon gerne machen, klar.

HörNews: Jetzt kommt eine hypothetische Frage eines Fans, und zwar: Angenommen, Heikedine Körting würde eines Tages in Rente gehen und Europa würde dir den Job des Regisseurs anbieten, würdest du annehmen?

Fröhlich: Ich glaube nicht. Das würde ich, glaub ich, nicht machen.

HörNews: Oliver würde nicht auf dich hören oder warum?

Fröhlich: Ne, das wär, glaub ich, eine ganz doofe Konstellation. Wenn wir uns selber aufnehmen, ist das ja so, wir nehmen uns auf und Frau Körting sitzt da mehr oder weniger dann dabei und sorgt eben dafür, dass die Stimmung richtig ist und André Minninger ist ja dann auch immer dabei, damit wir dann immer schön wissen, um was es geht. Mir machen einfach diese Aufnahmen immer noch wirklich so viel Spaß, das ist ja wirklich immer so family-like, das ist ja wirklich wie `ne Familie. Wir kommen zusammen und wir haben dann diese paar Male im Jahr eigentlich immer irgendwie so `ne Art Klassenfahrt.
Und wenn ich jetzt da sitzen würde und würde Regie führen, Regie führen heißt ja nicht „Ja, wunderbar, ich hab mich gerade köstlich amüsiert, weiter so“, sondern man muss ja auch dafür sorgen, dass man die richtigen Sprecher hat, man muss wissen, wie man das mit dem Schnitt im Nachhinein veranstaltet, man ist ja auch in der Vorbereitung aktiv beteiligt und dann eben auch in der Nachbereitung, in der Post Production und so. Das würde mich zu sehr in Anspruch nehmen und ich hätte dann eben immer noch als Sprecher da zu tun. Das ist wie beim Synchron, wenn ich einen Film habe, wo eine Rolle auftaucht, die ich eigentlich sprechen soll oder sollte oder müsste, dann sag ich grundsätzlich immer „Ne, da kann ich wirklich nur eines, entweder sprech ich den oder ich mach da Regie“. Ich brauche wirklich Regie und wenn ich selber vorm Mikrofon stehe und keine Regie habe, dann bin ich auch nie so, dass ich mich wohlfühle und dann auch vom Resultat nicht so richtig begeistert.

HörNews: Verfolgst du im Internet die Diskussionen über Hörspiele oder Sprecher?

Fröhlich: Also, ich hab da jetzt so ein paar Mal reingeguckt, weil ich auch angesprochen wurde und Leute meinen „Ja, guck doch mal“ oder „Da oder da wird das besprochen“. Das Erste, was ich entdeckt hatte damals war diese rockybeach.com. Das hat mich sehr interessiert, das fand ich auch ziemlich spannend, fand ich unglaublich, was die Leute sich da für Mühe geben, diese ganzen Foren da aufzulassen und Chats zu organisieren und so weiter, das fand ich super. Manchmal guck ich da rein und bin dann so ganz still. Irgendwann mal, bin ich in so `nen Chat rein...

HörNews: Und keiner hat`s dir geglaubt..

Fröhlich: Keiner hat`s mir geglaubt, genau. Ich dachte „Naja, klar, ich sag jetzt einfach ich bin’s“ und dann „Ja, ja, quatsch mal weiter“ und das war dann relativ kompliziert. Also, da war ich so’n bisschen irritiert, obwohl ich dann dache „Naja, klar, da kann ja jeder kommen und sagen ich bin jetzt der und der“. Letztendlich ist es auch ganz logisch, dass das so ist.

HörNews: Als die drei ??? in den 90er Jahren nicht ganz so gut liefen, hattet ihr da mal den Augenblick, zu sagen „Wir hören jetzt auf“ oder hat man geglaubt, jetzt geht’s nicht mehr weiter? Es gab ja ein Jahr Pause durch die Lizenzverhandlungen.

Fröhlich: Da gab’s dann schon mal so Momente, wo wir gedacht haben „Naja, also, so richtig doll läuft’s jetzt auch nicht mehr“ und dann waren die Geschichten eben auch wirklich so, dass man gesagt hat „Ja, muss das jetzt sein, müssen die drei ??? jetzt in Deutschland da irgendwo im Schwarzwald da irgendwelche Fälle lösen?“ Es wurde dann ein bisschen so TKKG-mäßig und da war dann eben auch schon so die Frage „Naja, bringt das jetzt eigentlich noch was?“ Da hatten wir dann nicht unbedingt vor, aufzuhören, aber wir sind davon ausgegangen, dass es nicht mehr so lange dauert.

HörNews: Und jetzt hat es sich ja wieder zum Gegenteil entwickelt.

Fröhlich: Das ist ja eigentlich das Tolle, also, das find ich auch irre. Das freut mich persönlich auch, das freut uns drei sehr, dass da jetzt wieder so ein Feedback kommt. Es gibt eben wieder neue Inputs und wieder neue Leute, neue Autoren, die plötzlich schreiben. Es gibt ja jetzt auch noch mal diesen neuen Autor und das find ich eigentlich gut, da kommt immer frischer Wind rein. Das macht das Ganze bunt und zieht das dann auch wieder in so eine neue Zeit hinein, das find ich eigentlich ganz gut. Was da jetzt letztendlich wirklich bei rauskommt, wird man denn sehen oder letztendlich gibt’s ja da auch jetzt schon unterschiedliche Meinungen zu den neuen Folgen. Manche sind dann eben wieder so’n bisschen wie in der alten Zeit, die alten Folgen, die Originalfolgen, die so ein bisschen daran anknüpfen, und dann gibt’s dann eben auch die Folgen, die auch so ein bisschen an Filme angelehnt sind. Ich finde, da hat eigentlich alles seine Berechtigung und ich finde es gut, wenn es eine bunte Mischung ist.

HörNews: Ja, das glaub ich. Ich finde es auch gut, dass es mehrere Autoren gibt.

Fröhlich: Ja, genau, dass es nicht nur so eine Monokultur ist, genau.

HörNews: Ist es wahr, dass ihr, also Oliver und du, Jens am Anfang nicht leiden konntet?

Fröhlich: Das ist ein infames Gerücht! Das ist nicht unbedingt wahr, nein, das stimmt überhaupt nicht. Es war einfach so, dass Jens 2 Jahre älter war als wir und wir kamen aus Berlin und wir waren die frechen Berliner, obwohl wir ja noch so richtig grün hinter den Ohren waren. Ich denke mal, es war einfach so, dass wir uns irgendwie behaupten mussten. Dann sind wir eben in dieser Berliner Art erst mal so volle Pulle in die Front gesprungen und haben Jens da nicht so richtig zu Wort kommen lassen oder so. Wir waren, glaub ich, eher unsicher und naiv und Jens war eben 2 Jahre älter und das ist natürlich in der Zeit schon relativ viel, und er war dann einfach immer so ein bisschen reservierter und wir haben ihn dann so ein bisschen gepiesakt. Ich liebe Jens jetzt und hab ihn früher genauso geliebt wie jetzt. Jens ist auch nicht jemand, den man nicht leiden kann, selbst wenn man ihn zum allerersten Mal sieht.

HörNews: Was ist für dich persönlich interessanter als Arbeit: sprechen oder Regie führen?

Fröhlich: Das ist sehr schwer, das kann man nicht so richtig sagen. Das Sprechen ist was ganz anderes, wie ich vorhin schon gesagt hab. Man ist natürlich in erster Linie nur auf’s Sprechen konzentriert und muss sich jetzt keine Gedanken darüber machen „Ploppt es jetzt, sprotzt es jetzt, hab ich jetzt irgendwas zu undeutlich ausgesprochen“, sondern man konzentriert sich total auf das Spiel und dann sagt der Regisseur „Ja, wunderbar“ oder „Ne, ist nicht so gut, der Tonmeister hat gerade gemeckert, du hast das eine Wort verschluckt“. Das muss man natürlich als Regisseur machen, dann muss man eben zwischen Tonmeister und sich selbst dann immer irgendwie versuchen, so’n Level zu kriegen, das man sagt „Ja, gut, ich find das jetzt aber toll, dass der so undeutlich spricht“. Ich persönlich liebe undeutliches Sprechen. Das ist einfach was ganz anderes. Es ist auf jeden Fall nicht so anstrengend, Regie führen ist oft viel, viel anstrengender.

HörNews: Ja, man muss ja auch jede Kleinigkeit beachten, vor allem beim Synchron.

Fröhlich: Ja, man trägt ja auch die ganze Verantwortung. Wenn ich da hinkomme, ich krieg dann meinen Termin als Sprecher, ich soll um 9 Uhr da sein, dann bin ich um 9 da und wenn ich sage „So Kinder, um 16 Uhr muss ich wieder gehen“, dann bin ich um 16 Uhr weg, weil ich `nen Anschluß habe. Als Regisseur muss man grundsätzlich immer darauf eingehen, auf solche Wünsche. Dann muss der um 16 Uhr weg und dann muss man eben was anderes machen. Man legt das ja auch an als Regisseur, man macht die Besetzung, man sorgt dafür, dass diese ganzen Zutaten, sprich die unterschiedlichen Sprecher, dann eben wirklich das ergeben, was man sich erträumt hat oder man hat eine Vorstellung und sagt „Der Sprecher passt jetzt genau auf die Rolle“ und dann kommt der an und man merkt „Oh Gott, das ist ja furchtbar, das klappt ja gar nicht, ich hab mir da irgendwie was ganz anderes vorgestellt. Der Sprecher ist zwar gut, aber der ist viel zu jung oder der ist viel zu alt“ und das sind alles so Sachen... Die Verantwortung trägt man dann als Regisseur und da muss man dann letztendlich dann auch mit dem Resultat auch irgendwie in der Mischung seinen Kopf hinhalten.

HörNews: Gab es so eine Situation schon für dich, dass du mal was falsch gemacht hast, wo es dann was hinter die Ohren gab von der Firma, von dem Redakteur oder ähnliches?

Fröhlich: Ne, bis jetzt hab ich da immer Glück gehabt, glaub ich. Ne, also bis jetzt eigentlich noch nicht. Aber es gibt natürlich immer wieder Leute, die sich dann im Nachhinein aufregen „Wie konnte man denn nur?“. Zum Beispiel bei „Herr der Ringe“, da gibt’s ja diese riesengroßen „Herr der Ringe“-Foren, wo dann wirklich die Synchronisation auseinander genommen wird und analysiert wird und dann wird eben auch gesagt „Mein Gott, warum hat er denn bloß diesen Quatsch da gesagt?“ oder „Wer hat dann das letztendlich übersetzt?“. Das passiert einem natürlich dann, aber das ist dann natürlich immer der Fan, der dann den fertigen Film sich anguckt und sagt „Die Stimme passt überhaupt nicht, im Original ist alles viel besser“ und da hat er natürlich auch nicht ganz unrecht. Ich bin ja auch, wenn ich jetzt ganz ehrlich bin, kein großer Freund von Synchronisationen. Für mich ist es so, dass wenn ich mir einen Film im Original angucken kann, guck ich mir den natürlich im Original an. Das liegt aber in erster Linie daran, dass ich alle Stimmen kenne. Ich kenne die Stimmen in München, ich kenne die Stimmen in Hamburg, ich kenne die Stimmen in Berlin. Wenn ich einen Film höre, dann höre ich grundsätzlich eben immer Karl-Heinz Müller aus Hamburg synchronisieren oder den oder den und das irritiertmich natürlich dann total und ich kann mich auf den Film nicht richtig konzentrieren.

HörNews: Das ist ja klar, weil man ja auch die Gesichter dazu kennt.

Fröhlich: Ja, richtig, genau, und dann sag ich „Ach, mein Gott, das hat er ja toll gemacht“ oder „Da ist der ja so, den erkenn ich gar nicht“ oder dann bin ich ganz erstaunt „Wer ist denn das, der ist ja total toll, den kenn ich ja überhaupt nicht“, bloß dann achte ich eben immer auf die Synchronisation und achte nicht auf den Film und Film ist ja dann wirklich doch schon irgendwas, auf das man sich 100 %ig einlassen muss.

HörNews: Du bist ja auch Schauspieler. Würdest du auch in einem Film oder Theaterstück mitspielen, wenn du ein interessantes Angebot bekommen würdest?

Fröhlich: Naja, das hab ich ja alles schon gemacht und bin eben zu der Überzeugung gekommen, dass ich mich doch einfach viel, viel wohler fühle im Hintergrund. Früher hab ich relativ viel gedreht und dann hab ich auch gemerkt, dass dieses Drehen, diese Arbeitsweise mir jetzt nicht so unbedingt zusagt, so unglaublich lange warten und dann irgendwelche dussligen Texte aufsagen und immer meine Markierung und so weiter. Ich bin da irgendwie relativ schnell von abgekommen und hab mich eigentlich mehr auf die Stimme verlagert. Das liegt aber auch daran, dass ich selber auch sehr viele Hörspiele schon immer gehört hab und mich sehr viel mit Stimmen beschäftigt habe und auch jetzt auch immer noch sehr viele Hörspiele höre. Ich bin jemand, der sich damit ziemlich beschäftigt, weil mir das sehr viel Spaß macht. Ich mach das zum Beispiel so, dass ich mir Filme auch oft anhöre, weil ich mir viele Filme, also viele Videos, auf Audiocassette überspiele und dann im Auto die Filme höre. Also, ohne Bilder, sondern einfach wirklich nur den Sound, den Text mit Musik und so weiter.

HörNews: Das hab ich früher auch immer gemacht.

Fröhlich: Ja, das ist `ne richtige Krankheit, das ist ganz furchtbar. Meine Freundin meckert dann auch immer, weil ich im Auto nicht irgendwie das Radio anschalte, sondern eben irgendwelche komischen Filme anhöre.

HörNews: Ich bin kein Einzelfall, das beruhigt mich.

Fröhlich: Nein, nein, ich weiß auch, dass es da noch andere Verrückte gibt, die sowas machen.

HörNews: Ihr seid ja jetzt öfter mal per Bild im Fernsehen zu sehen oder im Internet. Wirst du jetzt öfter erkannt als früher oder erkennt man dich überhaupt auf der Straße?

Fröhlich: Ach, also jetzt nicht unbedingt, wenn man mich sieht, denk ich mal. Das kann ich jetzt nicht so beurteilen. Letztens ist mir das beim Chinesen passiert, da hat mich dann irgendein Japaner angesprochen, ob ich nicht John Cusack bin. Ich sagte „Ne ne, das bin ich nicht“, aber irgendwie, das war ganz absurd, weil der hatte sich irgendwie die Filme auf deutsch irgendwie besorgt, ich weiß nicht, das war `ne ganz absurde und abstruse Geschichte. Jedenfalls hat er mich über die Stimme erkannt und meinte irgendwie, ich sei das und der war völlig irritiert, aber ich war auch irritiert. Ja, also, man wird öfter angesprochen als früher, das ist schon richtig, aber das hat nicht soviel mit den drei ??? zu tun, das hat irgendwie mit anderen Rollen zu tun.

HörNews: Gibt es irgendein Traum- oder Wunschprojekt für dich, ein besonderer Film, den du schon immer mal synchronisieren wolltest oder eine besondere Sprechrolle? Was würdest du gerne tun als absoluter Traumwunsch in deinem Beruf?

Fröhlich: Mein absoluter Traumwunsch in meinem Beruf... Das ist natürlich schwer zu sagen. Von Filmen kann ich das natürlich schwer sagen, weil, wie gesagt, wenn ich das jetzt synchronisiere, dann gibt’s jetzt im Augenblick die Filme noch nicht oder welche Filme verfilmt werden könnten, das kann ich jetzt auch schlecht sagen. Aber auf dem Hörbuchsektor denke ich mal, würde ich ganz gerne „Der Fänger im Roggen“ machen. Das würde ich gerne als Hörbuch machen. Ich weiß auch, dass es das eigentlich noch nicht gibt und das wundert mich sehr. Das ist so eine Geschichte, die würde mir sehr viel Spaß machen als Hörbuch.

HörNews: Warum?

Fröhlich: Weil ich das Buch einfach liebe, ich finde das wunderbar, ich finde das ganz große klasse.

HörNews: Erhöht der momentane Rummel um euch Drei-Fragezeichen-Sprecher eure Chancen bei Frauen?

Fröhlich: Das ist ja wirklich eine sehr gute Frage. Ich wüsste nicht, wie das zustande kommen sollte, das kann ich mir jetzt nicht vorstellen. Also, ich hab davon jetzt noch nichts gespürt, muss ich ehrlich sagen.

HörNews: Kannte deine Freundin dich als Stimme vorher?

Fröhlich: Ja, die kannte mich als Stimme vorher, ja, das war sehr lustig. Die kannte mich vorher, das war sehr absurd.

HörNews: Jetzt bin ich natürlich gemein, genauso gemein wie bei Oliver und bei Manfred Lehmann hab ich’s auch gemacht: Du hast ein letztes Wort an die Hörer und Leser meiner Seite.

Fröhlich: Das ist wirklich ziemlich ekelhaft, das ist wirklich ganz furchtbar. Dazu kann ich gar nicht viel sagen, aber mir sind alle Leute sympathisch, die sich mit Hörspielen beschäftigen und daher kann ich euch auch nur sagen, ich mag Hörspiele, ihr mögt Hörspiele und was Besseres gibt’s eigentlich gar nicht.

Herzlichen Dank an Mrs. Andrews vom CLH-Board für das Stellen von Fragen für das Interview und für das Erstellen der Textfassung des Interviews. Unser Dank gilt außerdem Justus, Molochos und Goldeneye für das Stellen von Fragen für das Interview und Sven Stricker für die Kontakthilfe!
Das Interview wurde im April 2022 von Felix Bartling auf die neue HörNews-Webseite übertragen. Im Zuge dessen wurde ebenfalls die Audioqualität überarbeitet.