'Besetzung, Effekte und andere Hörspielereien' - von Ulli Herzog


Wie ich denn caste und warum, bin ich gefragt worden. Warum? Na ja, alle Stimmen und ihre Wirkung zu- und miteinander hat man nicht immer im Kopf. Und dann muss man den mitentscheidenden Kollegen von Produktion und Marketing vorführen, wen man für die Rolle vorschlägt. Da holt man eben mehrere Schauspieler ins Studio und lässt sie Dialoge aus Jan-Tenner-Episoden sprechen. Wie? Also, da halte ich es kaum anders als es der Kollege Frank Schröder geschildert hat.

Wenn man für ein großes Unternehmen wie KIDDINX arbeitet, entscheidet man bei Hauptrollen nie alleine. Als nach den Folgen 1-7 der Wechsel anstand, wurde eine Neubesetzung für den Erzähler und Zweistein diskutiert. Wir haben für den Erzähler 4 Kollegen gecastet und uns für Thomas Vogt entschieden, weil er den werblich-plakativen Ton genauso gut hat wie das Erzähltalent. Als Alternative zu Eberhard Prüter (mit dem ich übrigens nach wie vor gut zusammenarbeite) fiel mir vor allem Hans Werner Bussinger für die Zweisteinrolle ein, dem ich zwei Kassetten mit unserem unvergessenen Klaus Miedel zum Abhören gab. "Bussi" hat früher viel mit ihm im Synchronstudio gearbeitet und konnte seine Art blendend imitieren. Die positiven Reaktionen der engagierten Tenner-Fans haben das ja auch honoriert.

Über Effekte und Hörspielereien wollte ich noch etwas erzählen. Wir haben es ja immer wieder mit den Verwandlungs-Seren von Professor Futura zu tun, und das war in den letzten Folgen vor allem ein Verkleinerungsserum. Däumlinge, die sich mit Normalsterblichen unterhalten, sind im Hörspiel nie so richtig befriedigend darzustellen. Im Film lenkt ja das Bild von manchen akustischen Unzulänglichkeiten ab. Für die Audio-Produktion muss man den Däumling schon etwas größer "schummeln". Nur "hochpitchen" allein klingt schnell zu technisch und ermüdet, wirkt bald penetrant. Deshalb sollte der Autor solchen Rollen nie zu lange Dialogpassagen geben. Ich lasse in diesen Szenen die Schauspieler gleich mit möglichst hoher "Babystimme" sprechen, so bleibt auch noch bei der elektronischen Veränderung ein hörbarer natürlicher Anteil. "Bussi" konnte den Däumling prima. Auch Gadda und Dennis haben bei ihrer Verwandlung sehr mit hoher Stimme mitgeholfen.

Bei den vielen Außerirdischen in der Serie muss ja auch immer wieder technisch gebastelt werden. Meistens sind es Riesen oder Monster, wo die Stimmen der Kollegen runtergepicht, oft bis zur Unkenntlichkeit verbogen werden. Auch hier geht es nicht ohne die Hilfe der Schauspieler. Wenn sie langsam sprechen und überdeutlich artikulieren, bleibt alles noch verständlich, haben wir gutes Material für die technische Studioarbeit. Und Arbeit ist es mit Sicherheit – vor wie hinter dem Mikrofon.

3. November 2002, Ulli Herzog


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