© 1999 BMG Ariola Miller GmbH & Co. KG

Kommentar - Holger Michel

Fegefeuerfanatiker und Satansschlampen vs. Macabros

Hurra - wider eine "neue" TKKG-Folge! Daß die Serie seit Jahren nur noch zum Selbstzweck und auf Grund solider Absätze fortgesetzt wird, steht dabei auf einem anderen Blatt, ist für den Hörer im Allgemeinen und die Altfans (wie mich) im Besonderen, die die Folgen nur noch kaufen, um sie ins Regal zu stellen, aber mehr als ärgerlich. Hoffentlich hat EUROPA bald ein Einsehen und stellt die Serie ein. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, daß es mal mehr als *tiefluftholen* 150 Folgen geben wird. Mittlerweile (im Januar 2001) sind wir bei Nr. 124 ange- langt. Pro Jahr gibt es etwa sechs neue Kassetten. Die Nr. 150 wäre demnach im circa Frühjahr 2005 fällig...

Qualitativ ist aus der Serie ohnehin nichts mehr rauszuholen. Zwar sind die diversen technischen Mängel so mancher neuerer Folge mittlerweile behoben (gemeint ist der in einigen Folgen schlecht ausgewogene Tonpegel) und auch die Musik kann sich wieder hören lassen (in erster Linie wegen den zahlreichen alten "Macabros", "Larry Brent"- und "Masters of the Universe"-Samples), doch inhaltlich geben die Folgen nichts mehr her und den TKKG-Sprechern kann man die 14jährigen Internats- schüler kaum noch abnehmen. Manou Lubowski (Klößchen) und Veronika Neuge- bauer (Gaby) sind längst nicht mehr wiederzuerhören. Stimmlich am besten hat sich dagegen noch Oskar, der schwarz-weiße Cocker-Spaniel, gehalten.

Was die Stories der Folgen angeht, erwartet den Zuhörer zumeist eine unmotivierte Mischung aus aufgewärmten früheren Geschichten, Zeitgeist-Anbiedereien und kompletten Trashstories wie "Vermißte Kids und Killerpflanzen" oder "Im Kauf- haus ist der Teufel los". Kleinere und größere Sprachentgleisungen à la "Satans- schlampe" sind heute an der Tagesordnung.

Die Story von "Die Sekte Satans" wärmt einen sub-plot von Folge 94 ("In dunkler Nacht am Marmorgrab") auf und ist schnell erzählt:

Tim rettet einem kleinen Jungen das Leben, der über das Verschwinden seines Haustiers sehr traurig ist. Bei dieser Gelegenheit lernt Tim den gutmütigen Land- streicher Robinson kennen, der die Rettungsaktion beobachtet hatte. Kurze Zeit später läuft die TKKG-Bande einem Hobbysatanisten-Pärchen über den Weg, das Tim und Gaby mit einem Fluch belegt. Von Kommissar Glockner erfahren die Vier, daß in letzter Zeit immer wieder Tiere in der TKKG-Stadt verschwunden sind. Derweil bereitet der Anführer der Satanisten die ersten Tieropfer vor, denen ein Menschenopfer folgen soll: Robinson...

Natürlich wurde auch bei dieser Folge ein aktuelles Thema aufgegriffen, doch von der Umsetzung her gleicht "Die Sekte Satans" eher einem Kasperletheater. Witzig ist der Humor gelegentlich eigentlich nur, weil er so grottenschlecht ist und mit der Zeit immer schlechter wird. Spannend ist das Ganze jedenfalls nicht, aber auf eine billige Art noch leidlich unterhaltsam. Das Cover und die auf der Kassette abge- druckte Synopsis haben wie so oft bei TKKG nur wenig mit der eigentlichen Handlung zu tun.

Bleiben noch die Sprecher: Sascha Draeger, Niki Nowotny, Manou Lubowski und Veronika Neugebauer liefern unambitionierte Routineleistungen ab. Der neue Erzähler Wolfgang Kaven (seit Nr. 111) macht dagegen einen guten Job und Edgar Bessen als Kommissar Glockner ist ja bereits seit Folge 39 dabei. Woody Mues, der am Anfang den kleinen Jungen spricht, und Hermann Otto als Robinson wurden recht gut besetzt. "Macabros"-Legende Douglas Welbat, der den abtrünnigen Führer der Satanisten spricht, kommt leider viel zu wenig zur Geltung, ist aber der einzige matte Lichtblick dieser Folge.

Somit bietet "Die Sekte Satans" nur rudimentäre Minimalunterhaltung und ist für Nicht-Fans und -Sammler uninteressant. Schulnote: 4.