Jazzkeller: Das neue Hörspielmusik-Album von Andris Zeiberts
Garry Disher

»Drachenmann« (gelesen von Norbert Langer)

Eine Hörbuch-Rezension von Detlef Kurtz

Sprecher: Norbert Langer
Format: 8 CD's
Länge: ca. 579 Min.
Herausgabe: Juni 2003
ISBN: 3-936337-47-0
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Klappentext

(Hörbuchauszug) "Beim Vorbeifahren bremste er auf Schritttempo ab. Das Auto wirkte verloren, die Motorhaube stand offen und Dampf stieg aus dem Kühler. Eine einzelne Lampe auf einem Mast in der Nähe warf einen schwachen, graugelben Lichtkegel auf eine Telefonzelle und die junge Frau, die darin stand. Sie redete eindringlich und gestikulierte, aber als sie ihn vorbeifahren sah, schien sie plötzlich zu erstarren und trat heraus, um ihn besser sehen zu können. Er beschleunigte. Das Bild, das er vor sich hatte, war das der einsamsten Gestalt am einsamsten Ort der Erde. Ende der Welt. Amen. - Er wendete an der nächsten Kreuzung."

© 1999 by Garry Disher
Hörbuchfassung - © 2003, Eins A Medien GmbH - Köln

Rezension

Ein Serienmörder treibt in einer amerikanischen Kleinstadt sein Unwesen. Er hält die Polizei zum Narren und meldet sich mit einem geheimnisvollen Brief und der Drohung, dass bald die nächsten Opfer folgen werden. Aber nicht nur der Serienmörder hält die Polizei in Atem, auch eine Serie von Diebstählen und Gewaltverbrechen, liegt alles zusammen?

Die Handlung wechselt zwischen den normalen Leben in einer Kleinstadt, und den Ermittlungen, hin und her. Der Anfang (siehe Auszug = Inhaltsangabe) beginnt spannend, dann jedoch singt das Tempo und die Spannung. Ab der 3. CD fragt man sich ob der Autor etwas genommen hat, da plötzlich detaillierte Sexszenen – und das mehr als in einem Kapitel – vorgelesen werden. Ein Polizist beginnt eine Affäre mit einer Frau, natürlich während der Dienstzeit, und natürlich lässt es sich der Autor nicht nehmen gleich mehrmals auf das verliebte Paar zurückzukehren, und mehr als unter der Gürtellinie detailliert zur Sache zu kommen. Anzüglichkeiten und sexuelle Anspielungen werden zur Tagesordnung, bis die Handlung, am Ende der vierten CD, auf die Krimielemente zurückkommt. Viele kleine Geschichten ergeben am Ende eine große Haupthandlung, und so ist schlussendlich doch ein Krimiabend.

Norbert Langer (die dt. Synchronstimme von Tom Selleck = Magnum) trägt das Hörbuch fesselnd vor, und tröstet über dessen Schwächen hinweg. Jede Betonung sitzt, allerdings schwangt die Lesequalität, mal wird gelesen, mal wird gespielt. Der qualitative Unterschied dürfte an der Länge des Hörbuches liegen, immerhin müssen über 9 Stunden „zurückgelegt“ werden.

Die CD’s sind leider nur mäßig mit Tracks belegt, so dass ein später einsteigen, oder überspringen von Szenen kaum möglich ist. Tracks mit einer Länge von 8 bis 15 Minuten sind nicht wirklich Kundenfreundlich, auch die Verpackung enttäuscht. Die Box ist gut und stabil, doch beim öffnen werden 8 CD’s in Papierhüllen (bekannt durch PC-Magazinen) erblickt, was in anbetracht des hohen Hörbuchpreises unverständlich bleibt. Im Booklet gibt es die üblichen Angaben über Sprecher, Autor und Produktionsteam, und ein kleiner Artikel über den Autor und dessen Werdegang. Sehr positiv fällt auf, dass hin und wieder dezente Geräusche in das Hörbuch gemischt wurden, diese treten allerdings nur sporadisch auf.

Fazit: Eine Krimihandlung die zunächst sehr abschweift, dann aber sich auf die wesentlichen Elemente konzentriert. Viele kleine Fälle die zunächst nicht erkennbar zusammengehören, doch dann – am Ende der Geschichte – einen roten Faden erkennen lassen. Die sexuellen Anspielungen auf der dritten, vierten und fünften CD nerven ein wenig, zumindest dann, wenn man eher ein Krimifan ist. Alles im allen tröstet Norbert Langer, und das Finale des Romans, über die kleinen Längen hinweg.