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James Lee Burke

»Regengötter« (gelesen von Dietmar Wunder)

Eine Hörbuch-Rezension von Detlef Kurtz

Sprecher: Dietmar Wunder
Regie: Dr. Joachim Hoell
Format: 2 mp3-CDs
Länge: ca. 10 Std.
Herausgabe: September 2015
ISBN: 978-3-8371-3221-2
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Klappentext

„Ich bin hinter der alten Kirche in Chapala Crossing und habe gerade neun Leichen gefunden, die hier begraben wurden. Alles Frauen. Benachrichtigen Sie bitte das FBI und rufen Sie auch die Kollegen vom Brewster County und vom Terrell County an. Die sollen Unterstützung schicken.” Der Geruch des Todes! Auf den Hinweis eines anonymen Anrufers hin, gräbt Sheriff Hackberry Holland hinter einer verlassenen Kirche die Leichen von neun Frauen aus, notdürftig mit einem Bulldozer plattgewalzt. Es handelt sich dem Anschein nach um illegale Einwanderer aus Asien, die in Texas nahe der mexikanischen Grenze als Prostituierte arbeiteten. Bei der Suche nach dem Anrufer gerät Holland mit Isaac Clawson von der Einwanderungs- und Zollfahndungsbehörde ICE aneinander. Nach dem Mord an seiner Tochter ist er auf seinem eigenen Rachefeldzug. Bevor sie den einzigen Tatzeugen, Pete Flores, und dessen Freundin Vikki Gaddis ausfindig machen können, befinden sich diese bereits auf der Flucht vor den eigentlichen Drahtziehern, zu denen Jack Collins — genannt Preacher— zählt, ein Psychopath, dem man besser nicht zu nahe kommt.

Hörbuch © 2015, Random House Audio

Rezension

James Lee Burke nimmt zugegeben bekannte Zutaten, um einen Thriller zu servieren. Was aber sehr gefällt ist das gelungene Gespür für eine glaubwürdige Wendung. Im Gegensatz zur Konkurrenz gibt es in vielen Szenen Überraschungen. Immer, wenn der Hörer sagen möchte: "Ja klar, jetzt passiert Schema F", geschieht etwas völlig anderes. "Regengötter" ist daher alles andere als vorhersehbar. Ein weiterer Pluspunkt ist das richtige Tempo. Es wird ein guter und klarer Handlungsaufbau geboten, der für spannende Momente und Nervenkitzel sorgt. Um den Puls der Hörer nicht zu sehr zu strapazieren, gibt es aber auch kurze ruhige Momente. Es wird aber nichts Belangloses erzählt, wie es bei vielen Bestsellern der Fall ist, um die Seiten zu füllen. Der Autor bleibt stets beim Thema. Was zarte Gemüter allerdings etwas stören könnte, ist die Tatsache, dass im Grunde der Bösewicht stark im Mittelpunkt steht. Der Held ist fast schon Beiwerk. Die Motive und die Tiefgründigkeit des Täters werden gut und glaubhaft erklärt. Gewaltbeschreibungen gehen unter die Haut, aber nicht sehr deutlich ins Detail. Ein Ekelfaktor dürfte daher nur bedingt aufkommen, was eine weitere angenehme Überraschung ist.

Für die ungekürzte Lesung konnte Dietmar Wunder gewonnen werden. Er ist u. a. die deutsche Stimme vom aktuellen James Bond (Daniel Craig). Wer gerne US-Kinokomödien sieht, kennt ihn vielleicht auch als die Stimme von Adam Sandler. Herr Wunder ist ein geübter und gern eingesetzter Hörbuchschauspieler. Hier wird bewusst nicht das Wort "Hörbuchsprecher" gewählt, denn was abgeliefert wird, ist feinste Schauspielerei. Die Ein-Mann-Show lässt das Herz höher schlagen. Mit der richtigen Nase für die jeweilige Stimmung wird mit der Handlung begeister mitgegangen. Schnelle und bedrohliche Szenen werden intensiv vorgetragen. Ruhige Momente werden nicht gehetzt gelesen. Liebhaber ruhiger Lesungen sollten allerdings Abstand nehmen, denn das Lesetempo ist durchweg recht hoch! Trotz der Länge entsteht in keinem Kapitel eine gleichgültige Stimme, etwas, was nicht von jeder langen Hörbuchproduktion gesagt werden kann.

Wie üblich verzichtet Random House Audio auf Geräusche und Musik. Die mp3-CDs stecken ein Mal mehr in der leider recht unpraktischen mp3-Digipak-Verpackung, die aufrecht nicht in ein genormtes CD-Regal passt. Die mp3-Dateien sind nackt auf der CD gepresst. Es gibt keinen Ordner. Ein Aufspielen erfordert ggf. das Anlegen eines Ordners, was sehr kundenunfreundlich ist. Die Tonqualität und die Kapiteleinteilung sind durchweg gut. Das Design durchdacht und passend.

Fazit: Ein Thriller, der auf zu viel Blut verzichtet, aber trotzdem für einen gelungenen Nervenkitzel sorgt. Der Roman hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf und ist von Anfang bis Schluss durchweg spanend. Dietmar Wunder trägt der Vorlage hervorragend mit seiner Spielweise Rechnung und so darf sich jeder auf eine gut durchgeführte Ein-Mann-Show freuen!