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John Grisham

»Das Bekenntnis« (gelesen von Charles Brauer)

Eine Hörbuch-Rezension von Detlef Kurtz

Sprecher: Charles Brauer
Regie: Oliver Versch
Format: 2 mp3-CDs
Länge: ca. 17 Std. und 35 Min.
Herausgabe: März 2019
ISBN: 978-3-8371-4538-0
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Klappentext

1946 in Clanton, Mississippi: Pete Banning ist einer der angesehensten Bürger der Stadt. Durch den Anbau von Baumwolle hat er es zu Reichtum gebracht. Er ist ein aktives Mitglied der Kirche, ein loyaler Freund, ein guter Vater, ein verlässlicher Nachbar. Doch eines Morgens steht Banning in aller Früh auf, fährt zur Kirche und erschießt den Pfarrer. Ganz Clanton ist erschüttert. Es gibt nur eine einzige Frage: Warum? Banning aber schweigt. Und auch als ihm die Todesstrafe droht, redet er nicht. Ein Aufsehen erregender Prozess beginnt, an dessen Ende in Clanton nichts mehr ist, wie es zuvor war.

Der Originalroman ist unter dem Titel "The Reckoning" in den USA erschienen
© der Originalausgabe, 2018 by Belfry Holdings Inc.
Hörbuch © 2019, Random House Audio

Rezension

John Grisham überrascht mit „Das Bekenntnis“. Für einige vielleicht auch im negativen Sinne. Das vorliegende Werk beleuchtet ein Mal mehr einen Rechtsfall aus einem völlig anderen Blickwinkel. Vorherige Romane erzählten oft Geschichten um Angeklagte, Richter, Geschworene oder Anwälte. In „Das Bekenntnis“ geht die Erzählstruktur andere Wege und bietet eine recht ausschweifende Handlung, die leider nur mäßig spannend ist, aber immerhin interessante Momente bietet. Zu Beginn werden wir Zeuge, wie ein Angeklagter vor Gericht gestellt wird. Der Angeklagte bekommt seine Momente, aber auch die Anwälte. Die Geschworenen werden ebenfalls in Szene gesetzt und ein oder zwei Kapitel erinnern dabei an frühere Werke oder Verfilmungen. Grisham erlaubt sich einen Sprung und plötzlich geht es um den Krieg und Soldaten. Warum? Besonders dieser ausgedehnte Teil zieht den Roman unnötig in die Länge und trägt nicht wirklich zum eigentlichen Schicksal bei. Ist dies erledigt, sind wir wieder bei Anwälte und den Angehörigen, die mit dem Urteil leben müssen. Hätte John Grisham sich auf das Schicksal des Angeklagten und seinem Umfeld beschränkt, wäre es ein durchaus gelungenes Werk, doch so – wie es ist – wirkt es leider doch etwas zu aufgebläht, das ist schade.

Grisham geht nicht ohne Brauer. Wie einst John Grisham – in einer Widmung an Brauer schrieb – „Sie hören nicht auf vorzulesen, Ich höre nicht auf zu schreiben!“. Random House Audio überrascht mit einer Danksagung im Innenteil des Digipak. Der Verlag bedankt sich für 30 Grisham-Hörbücher, die mit Charles Brauer und dem Produktionsteam umgesetzt wurden. Dies klingt fast wie ein Abschied, doch der Text endet mit „Wir freuen uns auf viele weitere Grisham-Hörbücher“. Warum? Herr Brauer kann es einfach! Obwohl er mittlerweile seinen 80. Geburtstag hinter sich gelassen hat, versteht er es immer noch das richtige Gespür und auch die nötige Ruhe – an den richtigen Stellen – an den Tag zu legen. Einige finden ihn etwas langsam, ich persönlich mag seine Art und kann auch nur an dieser Stelle mich sehr für viele Jahre toller Lesekunst bedanken. In „Das Bekenntnis“ macht Herr Brauer erneut von seinem Können gebrauch. Erzähltexte werden ruhig vorgetragen, während Dialoge gespielt werden. Ist etwas spannend oder emotionsgeladen, wird dies auch genauso vorgetragen. Ein Hörspaß für alle, die seine Art des Lesens mögen!

Überraschend ist, das nach Jahrzehnten der Sprecher sich nicht selbst ansagt, was ohnehin immer etwas seltsam wirkte. Erstmals ist eine Ansagestimme zu hören. Der Rest ist wie immer: Die mp3-Dateien befinden sich ohne Ordner auf den CDs. Das ist schade, denn ein Ordner würde das Übertragen deutlich einfacher machen. Die Dateien sind korrekt formatiert und daher werden sie auch als Hörbuch erkannt. Die CDs stecken in Pappschlitzen. Es gibt kein Schuber und daher gibt es leider auch keinen Staubschutz. Das seltsame Format kann nicht aufrecht in ein CD-Regal gesteckt werden. Das Hörbuch besitzt eine gute Tonqualität. Alle relevanten Informationen befinden sich auf der Verpackung. Ein Booklet gibt es daher nicht.

Fazit: Wäre der Roman eine Musik-CD, wäre er ein „Best of“. Ein Angeklagter, ein wenig Geschworene und eine Prise Anwälte, garniert mit Nebenhandlungen, die eigentlich unnötig sind. Das Hörbuch wird durch die Interpretation von Charles Brauer aufgewertet und ist auf weite Strecken interessant, ist aber selten spannend.