Jazzkeller: Das neue Hörspielmusik-Album von Andris Zeiberts
Luis Sepúlveda

»Tagebuch eines sentimentalen Killers« (gelesen von Christian Brückner)

Eine Hörbuch-Rezension von Elisabeth von Glasenapp

Sprecher: Christian Brückner
Regie: Jutta Schnirch
Format: 1 CD (6 Tracks)
Länge: ca. 68 Min.
Herausgabe: 2000
ISBN: 3-929079-26-7
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Klappentext

Ein Profikiller in der midlife-crisis: der melancholische Held, ein alternder Macho ist unglücklich verliebt und beherzigt dummerweise eine der Regeln seines Metiers nicht: das vollkommende Desinteresse an der Biographie seines aktuellen Opfers. Und so erhält sein letzter Auftrag, bevor er sich mit seiner Liebsten zur Ruhe setzen möchte, eine besondere Komponente: er lernt sein Opfer kennen...

Das schöne junge Mädchen - der Killer - die Liebe und der Tod: Luis Sepúlveda fügt Motive des klassischen Roman noir zu einem ironisch-unterkühlte, rasanten Thriller.

© 1999, Carl Hanser Verlag München Wien
Aus dem dem Spanischen von Willi Zurbrüggen
(P) 2000, SOLO - Josephine Schroeder-Zebralla, Berlin

Rezension

Christian Brückner glänzt als Ich-Erzähler in dieser kleinen, aber feinen Geschichte des chilenischen Autors Luis Sepúlveda. Worum geht es: Ein Auftragskiller erzählt, wie er durch eine Stimme am Telefon einen neuen Auftrag bekommt und er diesen normalerweise ausführen würde. Tatsächlich aber wird sehr schnell deutlich, daß er eben doch nicht (mehr) der gefühlsmäßig unbeteiligte Killer ist. Nicht nur das er seit einiger Zeit ein „ Killer mit fester Freundin" ist, nein, er interessiert sich plötzlich für die Identität seiner Zielperson und das „für wen" und „warum". Außerdem teilt ihm seine Freundin telefonisch mit, daß sie ihn für einen Anderen verlasse. Aus Neugier gerät er in eine Verfolgungsjagd, die sich „sein" Opfer mit Vertretern einer amerikanischen Drogenbehörde liefert. Zum Dank dafür, daß ihm dieses das Leben gerettet hat, kündigt er den Mord an. Das Opfer verschwindet und der Auftraggeber will sich nach Vertragserfüllung von dem Killer endgültig trennen. Als er sein Opfer in Mexiko aufspürt, findet er dort auch seine Freundin und führt seinen letzten Auftrag konsequent aus.

Die Personen bleiben bis auf das zukünftige Mordopfer fast vollständig anonym. Seinen Reiz bezieht diese Geschichte hauptsächlich aus der Widersprüchlichkeit des Killers. So sehr er auch versucht, völlig abgeklärt seiner Lebensphilosophie zu folgen, läßt das Deklarieren eben dieser den Hörer doch an seiner Selbstzufriedenheit zweifeln. Absoluter Höhepunkt der Erzählung sind die Selbstgespräche des Killers mit seinem eigenen Spiegelbild, das er in kritischen Situationen immer wieder zu Rate zieht.

Fazit: Die Geschichte ist ein kleines Juwel und auch wenn das Ende nicht völlig unerwartet kommt, so bereiten die Details - nicht zuletzt dank Brückners hervorragender Verkörperung des Killers mit all seiner Widersprüchlichkeit - auch bei erneutem Hören viel Vergnügen.